Philipp

Philipps Geburt

Als vor fast genau einem Jahr eine befreundete Familie ihr Mädchen per Hausgeburt bekommen hat, dachte ich:“oh man zu Hause, mutig“. Fasziniert hat es mich damals schon, aber ich war ja nicht schwanger, also habe ich nicht weiter darüber nachgedacht. Ein dreiviertel Jahr später sah es anders aus. Ich war im 5. Monat und machte mir schon mal ein wenig Gedanken wie ich mir die Geburt unseres 2. Kindes vorstellen könnte. Die Geburt unserer Tochter war leider durch Einleitung und diverse andere Stresssituationen im Krankenhaus nicht sehr schön.

Nach einem Telefongespräch mit Susanne, wo sie mir mit ihrer ruhigen Art und angenehmen Stimme gleich sympathisch war, haben wir uns für ein unverbindliches persönliches Gespräch verabredet. Die Liste der Fragen an sie war lang, sie hat alle sehr geduldig beantwortet und als sie mich am Ende unseres Gesprächs fragte, ob ich mir nun immer noch eine Hausgeburt vorstellen könne, hörte ich auf meinen Bauch und sagte ja, denn es fühlte sich gut und richtig an. Auch meinem Mann gefiel die Idee und er sagte,“ Wenn du dich dabei gut fühlst, dann machen wir das“. Es ist ja für die ganze Familie ein prägendes und bindendes Erlebnis. Da unsere Große sehr drunter leidet wenn ich länger weg bin, was durch einen Krankenhausaufenthalt ja passieren würde, fand ich das auch ein Pluspunkt für die Hausgeburt. So kommt gar nicht erst ein negatives Gefühl dem Brüderchen gegenüber auf.

Susanne war uns in der gesamten restlichen Schwangerschaft eine großartige Beraterin und Stütze, auch die Vorsorgeuntersuchungen zu Hause waren sehr entspannend.

Andrea war auch einmal da um uns kennenzulernen und um Akupunkturnadeln zu setzen, welche ich dann aber doch nicht bekam, da die erste Geburt auch recht schnell verlief und diese hätten zu einem noch schnelleren Geburtsverlauf geführt. An sich war geplant dass sie bei der Geburt auch dabei sein wird, aber als es dann so weit war, konnte sie an diesem Wochenende nicht und eigentlich war eine Hebamme absolut ausreichend.

Die Geburt selbst begann ganz ruhig, am Sonntagabend, beim Abendbrot verspürte ich in kurzen Abständen ein Ziehen, habe mir aber nicht so viel dabei gedacht, da ich das gleiche schon einen Abend zu vor hatte. Ich war einen Tag vor Termin, da unsere große Tochter aber auch über ihrem Termin war, dachte ich auch unser Sohn würde sich Zeit lassen, aber denkste! Nach einer Stunde war das Ziehen immer noch da und die Abstände wurden immer kürzer, da rief ich Susanne doch lieber an und sie meinte ich sollte doch mal in die Badewanne gehen und schauen wie es sich da verhält und sie später noch mal anrufen ( den anderen Tag danach sagte sie mir, sie wusste schon da, dass sie den Abend noch bei uns sein würde ;-)). Gesagt getan, in der Wanne wurden die Wehen dann wieder weniger, aber raus wollte ich auch nicht, mein Mann machte mir leise Musik an und schaute immer wieder nach mir. Als ich dann aber kurzzeitig raus ging, weil ich mal musste, wurden die Wehen mit einem Schlag sehr heftig. Wir riefen Susanne kurz nach 21.30 Uhr an und sie machte sich auf den Weg, es waren ja einige km. Gegen 22.15 Uhr kam sie dann mit Sack und Pack bzw. Hocker bei uns an. Ich lag jetzt schon ca. knapp 3 Stunden in der Wanne und war schon heftig am Schnaufen, gut dass sie jetzt da war. Der Muttermund hatte sich auf 4 cm geöffnet und ich dachte mir, dass es noch eine Weile dauern würde. Jetzt wollte ich doch lieber raus und wir sind alle ins Wohnzimmer, da ich fast keine Pausen zwischen den Wehen hatte, war das gar nicht so einfach. Susanne riet mir dem Baby zu sagen es solle mal etwas langsamer machen, aber wie Kinder nun mal sind, sie hören nicht immer auf uns. Also ging es im selben Tempo weiter und ich kniete nun vor unserem Sofa, denn das war die einzige Position die ging, nichts mit Petziball oder Gebärhocker. wie ich es mir so schön vorgestellt hatte. Als ich nach Umstellen meiner Atmung von aah.. auf ein tiefes uuh…ging, was viel besser funktionierte, musste ich noch mit einiger Kraftanstrengung die Fruchtblase zum Platzen bringen, dabei hielt sie mir einen Waschlappen mit warmen Kaffee an den Damm, damit ich dort nicht reiße. Bin ich zwar doch ein wenig, aber nur weil die alte Narbe aufgegangen ist, sonst hat es super geholfen (und unser Kind hat die ganze Nacht lecker nach Kaffee gerochen). Auf einmal sagte Susanne ,dass ich den Kopf schon fühlen könne. Ich konnte es nicht glauben, so wenig Pressen und der schwierigste Teil sollte schon geschafft  sein? Aber tatsächlich fühlte ich ihn und dachte nur, jetzt schaffst du den Rest doch locker und um 23.06 Uhr, am 23.06, erblickte unser Philipp das Licht der Welt, in unserem Wohnzimmer, vor unserem Sofa – unglaublich – aber wunderschön. ♥♥♥
Durch das gedämpfte Licht und die ruhige und heimelige Atmosphäre hatten wir drei eine sehr intensive Möglichkeit uns kennenzulernen. Ich konnte ihn gleich anlegen und er hat auch schon super genuckelt, er sah zufrieden aus, zwar geschafft aber nicht gestresst. Was gibt es auch schöneres als in sein neues Heim hinein geboren zu werden. Nachdem die Nabelschnur auspulsiert  war und Philipp sehr schnell alleine zurecht kam, durfte mein Mann sie durchschneiden. Jetzt warteten wir noch auf die Plazenta, welche auch glücklicherweise ohne Probleme, vielleicht auch durch den leckeren Zauberkeks von Susanne, nach knapp einer Stunde kam. Das fand ich besonders schön, dass allem seine Zeit gegeben wurde und die Natur einfach ihren Lauf nehmen konnte, keine Hektik und kein Stress dass es etwas länger dauerte, alles in Ruhe. Susanne nähte noch kurz meine aufgerissene Narbe von der ersten Geburt, was nicht schlimm war, kein Vergleich zum Krankenhaus, obwohl sie die Stelle nur mit einem Spray betäubt hatte und dann durften wir drei schon in unser Bett und uns einfach nur genießen.

Susanne setzte sich nach einer Weile zu uns und brachte unsere Gesichter mit ihren liebevollen Geschenke noch mehr zum Strahlen, erklärte uns aber auch worauf wir bzw. mein Mann in der Nacht zu achten hätte. Danach war ihre wundervolle Arbeit getan und für mich begann eine schlaflose Nacht, nicht weil unsere Kind weinte, das schlief, sondern weil ich es nicht glauben konnte, dass unser Sohn endlich da ist und noch dazu auf so friedliche Weise zu uns gekommen war.

Am nächsten Morgen staunte unsere Große natürlich mit großen Augen wer denn da auf einmal in unserem Bett lag, denn sie hatte von allem nichts mitbekommen, da sie ganz normal abends bevor alles los ging, ins Bett gegangen war. So konnten wir alle vier gemütlich im Bett frühstücken, diesen Moment hätten wir in einem Krankenhaus nicht gehabt.

In der Nachsorge betreute uns Susanne die erste Woche und nach ihrem dreiwöchigen Urlaub weiter.

Eine bessere Hebamme hätten wir uns nicht wünschen können, vielen Dank liebe Susanne, du hast diese Schwangerschaft zu einer ganz besonderen werden lassen auf die wir immer gern zurück schauen und uns erinnern und Philipp somit den bestmöglichen Start in sein Leben geben konnten.