Mojan
Von Anfang an war für mich klar, dass ich mein Kind gern zuhause bekommen wollte. Ich hab mich nicht krank gefühlt und wusste nicht, was ich im Krankenhaus soll. Auch wenn es einige Proteste von meinen Studienkollegen gab (was alles passieren kann…), hab ich mich nicht verrückt machen lassen und bin meinen Weg gegangen, der für mich genau der richtige war.
Ich bin noch bis zum 5. Monat geklettert und hab viel erlebt. Soviel, wie mir mein Körper und das neue Leben darin erlaubten. Wenn etwas zu viel wurde ruhte ich mich aus und durchlebte so eine angenehme Schwangerschaft ohne Komplikationen, voller Vorfreude. Die kompetente und außerordentlich nette Begleitung meiner Hebammen trugen zu dem positiven Schwangerschaftsverlauf bei. Durch die Empfehlung einer andern Hebamme bin ich bei Susanne gelandet und sehr zufrieden. Sie ist zu einer Vertrauten geworden für diese Zeit mit der man über alles reden kann, auch mal was nicht Schwangerschaft bezogenes, wenn es gerade anliegt.
Etwa drei Wochen vor der Entbindung bekam ich die ersten Wehen, die sich als leichtes ziehen im Unterbauch bemerkbar machten, vielleicht bisschen so wie Regelschmerzen. Noch nichts wirklich Spektakuläres. Aber ich merkte auf und sah zu, dass ich mit dem Nestbau bald zu Ende kam. Ich musste noch auf Roberta warten, eine Freundin, die bei der Geburt dabei sein sollte aber noch im Urlaub war… Die letzten Wochen verliefen weiterhin entspannt und obwohl Sommer war ohne lästige Erscheinungen wie Wasser in den Beinen oder Ähnliches.
Am Donnerstag, den 1. September (6 Tage vor Termin) hatte ich dann das erste Mal länger anhaltende Wehen über den ganzen Tag. Wieder waren sie nicht besonders doll, so dass ich meinen gewohnten Tagesablauf erledigen konnte. Und ich musste ja noch auf Roberta warten. Susanne, die am nächsten Tag zur Vorsorge kam registrierte die Wehen, war aber ganz entspannt. Am Sonntag den 4. September kam dann endlich Roberta und prompt bekam ich in der Nacht zum Montag wieder Wehen. Diesmal waren sie stärker, so dass ich nicht mehr schlafen konnte. Von 3 bis 5 Uhr lag ich wach. Dann machte ich mir eine Wärmflasche und dachte, wenn das nicht hilft ruf ich Susanne… und bin noch mal eingeschlafen, bis 10 Uhr morgens am nächsten Tag. Wieder hatte ich deutliche Wehen, so dass es jetzt an der Zeit war Susanne zu holen. Susanne untersuchte mich nun. Die Gebärmutter war noch geschlossen und der Gebärmutterhals hatte eine Länge von 1 cm. Ich sollte mich bestmöglich entspannen und ein Bad nehmen. Susanne verabschiedete sich mit den Worten „ Ruf mich an, wenn es mehr wird oder Du mich brauchst.“ Also nahm ich erst mal ein Bad. In der Wanne wurden die Wehen weniger schmerzhaft und kamen in größeren Abständen aber weiterhin regelmäßig. Nach der Wanne aß ich etwas und legte mich wieder ins Bett um Kräfte zu sammeln. So war der Plan, eigentlich… doch die Wehen wurden wieder stärker und kamen ziemlich dicht hintereinander, so dass ich Susanne rief. Muss so gegen 13 Uhr gewesen sein, aber genau weiß ich das nicht mehr. Nun war die Gebärmutter immerhin schon etwas weiter geöffnet, dem Baby ging es gut. Auf dem Sofa konnte ich bei den Wehen die passenden Positionen finden um den Schmerz abzuleiten. An auf dem Rücken liegen war sowieso nicht mehr zu denken. Während des ganzen Tages wich Roberta nicht von meiner Seite, sie machte mir was zum essen, die Badewanne, einige Wärmflaschen, massierte meinen Rücken oder hielt meine Hand. Roberta rief Susanne um wieder zu kommen. Sie kam keine Minute genau rechtzeitig. Die Presswehen hatten schon begonnen und ich war froh jemanden zu haben, der mir sagt was ich tun soll, da mir schon alles egal war und ich einfach nur wollte dass was passiert. Susanne bugsierte mich vor das Sofa, so dass ich davor kniete und mich abstützen konnte. Roberta hat meine Hand gehalten, was ich schon gar nicht mehr weiß. Die Herztöne des Babys waren prima. Kniend vor dem Sofa ging alles plötzlich ganz schnell. Noch ein paar Wehen, die Fruchtblase platzte und schon war der Kopf da und nach der nächsten war auf einmal alles vorbei und ich hörte ein Schreien. Dann sagte mir Susanne ich kann mich zurücksetzen und da lag er vor mir, mein Sohn. Das war der aufregendste und schönste Augenblick in meinem Leben. Auf einmal war alles vergessen und alles andere egal und ich hatte nur noch Augen für Mojan. Das war um 19.21 Uhr am 5. 9. 2011.
Alles ging plötzlich so schnell, dass die Geburt fast vorbei war bis Andrea eintraf. Aber ganz hatte ich es ja noch nicht geschafft. Die Plazenta fehlte noch. Auch diese Aufgabe bewältigte ich und dann war Zeit für Entspannung. Meine Mitbewohnerinnen durften uns besuchen und wir alle haben einen kleinen Plazentavortrag von Andrea bekommen. Faszinierendes Leben!! Es lag eine unglaubliche Stimmung in der Wohnung. Ein bisschen als wäre die Wohnung eine andere Welt, so als würde die Zeit in ihr still stehen und nur draußen weiter gehen. Diese Stimmung blieb auch noch die ganze nächste Woche, die ich mit Mojan natürlich im Bett verbrachte und nichts anderes tat als ihn anzuschauen.
Vielen Dank an Susanne und Andrea, durch die ich eine wunderbare Schwangerschaft, natürliche Geburt und eine zauberhafte Zeit danach zu zweit erleben durfte. Bitte macht weiter und lasst euch nicht unterkriegen.