Jonas

Schlafzimmer statt Kreißsaal

Nach der Geburt meines ersten Sohnes leitete Susanne meinen Rückbildungskurs. Ihre ruhige, freundliche, energiegeladene und einfühlsame Art hatte mir auf Anhieb sehr gut gefallen. Somit stand schnell fest: Susanne wird meine Hebamme!
Glücklicherweise passte der Geburtstermin meines zweiten Sohnes tatsächlich in ihren Terminkalender.


Am 19. November 2011 war es dann soweit: Früh um 5.30 Uhr wachte ich mit leichten Bauchschmerzen auf und schlich leise ins Badezimmer (Mann und Kind sollten ja nicht aufwachen). Doch der Gang zur Toilette half überhaupt nicht. Und obwohl ich einen Tag vor dem errechneten Geburtstermin stand, kam mir zunächst gar nicht in den Sinn, dass es sich bei den Schmerzen um Wehen handeln könnte. Ich ging also immer wieder fleißig auf die Toilette und hoffte auf schnelle Besserung. Erst gegen 6 Uhr, als der Rest der Familie auch langsam munter wurde, dämmerte es mir und ich warnte Torben schon mal vor: „Ich glaub es geht los, Schatz!“ Dennoch wollten wir erstmal noch in Ruhe frühstücken und den Tag so normal wie möglich beginnen. Doch schon beim Anziehen des Großen (2 Jahre) musste ich mich immer wieder vor Schmerzen krümmen. Da half sein Pusten leider auch nicht… Nun endlich war auch mir endgültig klar, dass das Baby unterwegs war. Ich kniete inzwischen schon auf dem Fußboden vorm Bett und achtete auf den Abstand der Wehen. Um 6.18 Uhr ließ ich Torben endlich bei Susanne anrufen. Denn wir hatten vorab entschieden, dass sie mich bis zu unserer Abfahrt ins Krankenhaus so lange wie möglich zu Hause betreuen soll (Wehenbegleitung), damit wir nicht länger als nötig im Krankenhaus sein müssen (geplant war eine ambulante Geburt). Das Warten auf Susanne kam mir vor wie eine Ewigkeit und langsam stieg auch die Angst in mir auf, dass sie nicht rechtzeitig eintreffen würde und wir doch ohne ihr „OK“ losfahren müssten. Denn es stand ja nach wie vor fest, dass dieses Kind im Krankenhaus geboren werden sollte. Ich war gerade dabei zu sagen: „Wenn Susanne jetzt nicht kommt, dann müssen wir trotzdem fahren!“ als sie um 6.35 Uhr an der Tür klingelte. Ich war so erleichtert, dass endlich jemand da war, der sich mit all dem auskannte und Torben war froh, dass er Linus endlich zu den Nachbarn bringen konnte. Nach kurzer Untersuchung vergewisserte Susanne sich noch einmal, ob wir noch ins Krankenhaus fahren möchten und ich stimmte aus fester Überzeugung zu. Nun musste es also schnell gehen. Torben packte zügig alles ins Auto. Doch als er wieder drinnen war, hatte ich mich umentschieden. Ich wollte auf gar keinen Fall mehr ins Auto steigen. Die Schmerzen waren zu groß um überhaupt noch bis zur Tür geschweige denn ins Auto rein, wieder raus, ins Krankenhaus, zum Kreißsaal usw. zu gelangen. Außerdem war ja mein größter Albtraum eine Geburt im Auto. Also entschieden wir uns unter den gegebenen Umständen ganz spontan für eine Hausgeburt. Etwa 20 Minuten später kam unser Sohn Jonas gesund und munter in unserem Schlafzimmer zur Welt.
Es ist wunderschön, in vertrauter Atmosphäre einem Baby aus eigener Kraft das Leben zu schenken und diesen Moment ganz in Ruhe genießen zu können! Mit der richtigen Begleitung – und Susanne ist die allerbeste Begleiterin, die ich mir bei einer Geburt vorstellen kann! – ist eine Hausgeburt eine wundervolle Erfahrung!

Vielen Dank, liebe Susanne!